Das Land Burgenland setzt auf eine Vielzahl von innovativen Maßnahmen, die flächendeckende Pflege und Betreuung auch in Zukunft sicherstellen sollen. Der Personalbedarf im Pflegesektor ist dabei ein wichtiger Faktor. Während in weiten Teilen Österreichs Pflegenotstand herrscht, tragen Arbeitsbedingungen, Gemeinnützigkeit, burgenländischer Mindestlohn in Einrichtungen des Landes und Ausbildung dazu bei, dass es im Burgenland trotz demographischer Entwicklung zu keinen Engpässen bei der Versorgung pflegebedürftiger Personen komme, betont Landeshauptmann Hans Peter Doskozil: „Sozialpolitisch ist wichtig, Lohn- und Sozialdumping entgegenzuwirken, die Arbeitsbedingungen in der Pflege zu verbessern. Wir können hier Vorbild sein: In Burgenlands Kliniken zum Beispiel gibt es keine leeren Betten aufgrund Personalmangels. Wir haben keinen Pflegenotstand wie in anderen Bundesländern. Das muss auch so bleiben, wir setzen daher weiter auf einen Maßnahmenmix – vom burgenländischen Anstellungsmodell über die Pflegestützpunkte bis hin zur Rekrutierung von Pflegekräften aus dem Ausland.“ Letzteres sei eine ergänzende Maßnahme für die umfassende burgenländische Pflegelandschaft. Unternehmen der Landesholding-Burgenland-Gruppe haben bereits 2023 ein Projekt mit den Philippinen gestartet. Insgesamt wurden 50 philippinische Pflegekräfte dafür gewonnen, ins Burgenland zu kommen. Sie sind in Stadtschlaining untergebracht, derzeit absolvieren sie Deutschkurse, um das für die Arbeit erforderliche Sprachniveau zu erreichen. Für einige von ihnen hat vor Kurzem die finale Ausbildungsphase begonnen. „Die ersten 29 philippinischen Pflegekräfte haben nun in Kliniken der Gesundheit Burgenland und Pflegewohnhäusern der Sozialen Dienste Burgenland (SDB) wie geplant mit ihren Praktika begonnen. Die zukünftigen Fachkräfte verfügen bereits über pflegerisches Know-how, nun geht es vor allem darum, die Einrichtungen als zukünftige Arbeitsstätten kennenzulernen“, so Landeshauptmann Hans Peter Doskozil.
Konkret werden derzeit Praktika in den Kliniken Oberpullendorf, Oberwart und Güssing sowie in den Pflegewohnhäusern Neudörfl, Oberpullendorf, Rechnitz und Bernstein absolviert. Schon bald werden sie regulär in den Dienst eintreten und die Pflegesituation im Burgenland weiter verbessern.
Ausbildungsoffensive als wichtige Säule
Die Rekrutierung von Kräften aus dem Ausland ist eine ergänzende Maßnahme, im Burgenland setzt man auch auf eine Ausbildungsoffensive. Diese umfasst unter anderem ein Anstellungsmodell für Studierende der FH Burgenland sowie Schülerinnen und Schüler der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege in Oberwart und Eisenstadt während ihrer Ausbildung. Damit sei man bei der Absicherung der Pflege im Burgenland europaweiter Vorreiter, so Soziallandesrat Leonhard Schneemann, der die burgenländischeAusbildungsoffensive als ein wichtiges Fundament für die Versorgungssicherheit im Pflegebereich sieht: „Wir setzen seit fünfzig Jahren auf eine eigene Schule für Gesundheit und Krankenpflege, wir haben vor zwei Jahren als erstes Bundesland ein umfassendes Anstellungsmodell für die Pflegeausbildung umgesetzt. Die Schulklassen in Oberwart und Eisenstadt sind so voll wie nie zu vor.“
Kein Pflegenotstand im Burgenland
Was Pflege und Betreuung betrifft, sei man im Burgenland derzeit generell gut aufgestellt, ein Pflegenotstand herrsche nicht, die Pflegestellen in den Kliniken der Gesundheit Burgenland seien nahezu vollbesetzt, betont auch Mag. Franz Öller, MBA, MPH, kaufmännischer Geschäftsführer der Gesundheit Burgenland: „Bei uns gibt es diesen eklatanten Arbeitskräftemangel in der Pflege nicht, über den andere Bundesländer klagen. Das ist auch den innovativen Wegen geschuldet, die wir etwa mit unserem konkurrenzfähigen Entlohnungsmodell sowie den Angeboten für die Weiterentwicklung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen. Wir werden auch in Zukunft alles dafür tun, um die besten Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen im Pflegebereich zu gewährleisten und damit Top-Arbeitgeber in der Region zu bleiben."
Rekrutierung aus dem Ausland
Die Pensionierungswelle der Baby-Boomer-Generation steht bevor, durch die höhere Lebenserwartung und den medizinischen Fortschritt steigt der Bedarf an professioneller Pflege jedoch weiter. Eine Studie der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) hat bereits vor einigen Jahren prognostiziert, dass im kommenden Jahrzehnt allein im Burgenland etwa 1.700 zusätzliche Pflegekräfte benötigt werden. Dr. Johannes Zsifkovits, Geschäftsführer Soziale Dienste Burgenland: „Wir wissen, dass der Bedarf der kommenden Jahre nicht nur aus der eigenen Ausbildung oder vom österreichischen Arbeitsmarkt her gedeckt werden kann. Daher suchen wir im Burgenland gezielt Kooperationen in Ländern und Regionen, von denen wir wissen, dass sie gewisse Parameter erfüllen, damit die Qualität in der Pflege und Betreuung im Burgenland garantiert bleibt.“ Gezielte Einladungen an Fachkräfte aus ausgewählten Drittländern, die für ihr Pflegeausbildungsniveau bekannt sind – wie in Kroatien, Ungarn, Indien (auf Basis einer seit mehr als vier Jahrzehnten bestehenden Partnerschaft der römisch-katholischen Diözesen Eisenstadt und Kanjirapally, Bundesstaat Kerala in Südwestindien) und eben auf den Philippinen, seien ein wichtiger Teil der burgenländischen Lösung, wie Zsifkovits betont. Im Bereich der 24-Stunden-Betreuung wurde hierbei ein neuer Ansatz gewählt: Gemeinsam mit weiteren Projektpartnern bilden die SDB mit dem BFI Burgenland 24-Stunden-Betreuungskräfte aus Ungarn und Kroatien aus, um die Qualität auch in diesem Bereich zu gewährleisten.