Neue Ambulanz: Beratung und Behandlung bei Adipositas in Klinik Güssing

Univ.-Prof. Dr. Stephan Kriwanek (medizinischer Geschäftsführer der Gesundheit Burgenland), Prim. Dr. Erich Willhuber (Abteilungsvorstand der Chirurgie in der Klinik Güssing) und Mag. Franz Öller, MBA, MPH (kaufmännischer Geschäftsführer der Gesundheit Burgenland) vor dem Eingang der Klinik Güssing.
Eine neu etablierte bariatrische Ambulanz bietet in der südlichsten Klinik der Gesundheit Burgenland individuelle chirurgische sowie medikamentöse Behandlungslösungen für Patient*innen mit morbider, sprich: krankhafter Adipositas. LH Hans Peter Doskozil: „Wir bleiben bei allen Kliniken im Burgenland bei der Offensivstrategie. In Güssing werden künftig Krankheiten in Zusammenhang mit Übergewicht so umfassend auf einem Spitzenniveau behandelt, wofür man früher aus dem Südburgenland nach Graz hätte fahren müssen.“

Mit März 2025 ist in der Klinik Güssing die bariatrische Ambulanz in Betrieb gegangen. Die Ambulanz bietet operative und medikamentöse Therapiemöglichkeiten für Patient*innen mit morbider Adipositas. Darunter versteht man krankhaftes Übergewicht, das die Lebensqualität der Betroffenen massiv einschränkt und die Lebenserwartung drastisch senkt. Adipositas ist ein Risikofaktor für bestimmte Krankheiten wie Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Gelenks- und Rückenbeschwerden.

Allgemein- und Viszeralchirurg Primarius Dr. Erich Willhuber, Vorstand der Abteilung für Chirurgie in der Klinik Güssing, sagt: „Bereits seit Februar 2025 wurde die neue Ambulanz für übergewichtige Menschen in ersten Schritten an der Klinik Güssing gestartet. Die Ambulanz geht nunmehr in den Regelbetrieb. Patientinnen und Patienten mit morbider Adipositas haben die Gelegenheit, sich bei uns über das Krankheitsbild und alle Therapiemöglichkeiten zu informieren. Bei gegebener Indikation sind wir auch weitere Schritte an Ort und Stelle bereit – im Sinne einer Operation oder einer möglichen medikamentösen Therapie.“

Die Klinik Güssing bietet bariatrische Operationen mit dem Schwerpunt Stoffwechsel als einziges Haus im Burgenland durch laparoskopisch („knopfloch-chirurgisch“) top-ausgebildete Spezialist*innen an. Im Vorfeld hat die Klinik Güssing die infrastrukturellen und fachlichen Voraussetzungen für Start der Ambulanz, präoperative Diagnostik sowie das operative Setting geschaffen. 

So kommt man zum Ersttermin

Patient*innen müssen für die Erstvorstellung einen Termin vereinbaren, entweder online via www.gesundheit-burgenland.at/terminmanagement/ oder telefonisch (Montag bis Freitag zwischen 8:00 und 11:00 Uhr unter 05 7979 31731). Die bariatrische Sprechstunde findet in der Klinik Güssing jeden Donnerstag von 8:00 bis 11:00 Uhr statt.

Hausärzt*innen oder Fachärzt*innen im niedergelassenen Bereich müssen zunächst eine Zuweisung schreiben. Im Rahmen der Erstvorstellung werden die Patient*innen über das Krankheitsbild der morbiden Adipositas fachärztlich informiert und über die Behandlungsmöglichkeiten aufgeklärt. Gemeinsam besprechen die Expert*innen mit den Patient*innen alle Möglichkeiten der operativen und konservativen Therapie. Ein psychologisches Gutachten und eine Diätberatung müssen bei zertifizierten Anlaufstellen extern durchgeführt werden. Ein diätologisches Gespräch ist vor der Operation nochmals direkt an der Klinik in einer Gruppenveranstaltung zu absolvieren.

Von chirurgischer Seite werden Erstoperationen (z.B. Magenballons, verschiedene Magenbypass-Operationen wie Omega-Loop-Bypass/ „Mini“-Gastric-Bypass, Roux-Y-Magenbypass, Sleeve/Schlauchmagen) sowie Revisionsoperationen angeboten. Zur weiteren Unterstützung und zum Informationsaustausch unter Betroffenen organisiert die Adipositas-Selbsthilfegruppe an der Klinik Burgenland Treffen. Sind alle Befunde vorhanden, ersucht die Abteilung beim chefärztlichen Dienst der jeweiligen Krankenversicherung um die Klärung der Kostenübernahme.

„Rundumpaket“ für Betroffene

„Alle Fälle werden vor der Operation in einem Adipositas-Board besprochen. Damit schaffen wir optimale Operationsvoraussetzungen und erfüllen unseren Qualitätsanspruch mit weniger Komplikationen“, betont Primarius Dr. Erich Willhuber. Zudem besteht nach erfolgreicher Gewichtsreduktion die Möglichkeit, die Patientin oder den Patienten in der plastischen Ambulanz in Güssing vorzustellen. Dort erhalten Interessierte Informationen rund um das Thema Bodycontouring. „Diese Eingriffe werden ebenfalls an der Chirurgischen Abteilung der Klinik Güssing durchgeführt. Wir bieten hier also ein Rundumpaket“, so der Primar.

Landeshauptmann Mag. Hans Peter Doskozil, Aufsichtsratsvorsitzender der Gesundheit Burgenland: „Wir bleiben bei allen Kliniken im Burgenland bei der Offensivstrategie. In Güssing werden künftig Krankheiten in Zusammenhang mit Übergewicht so umfassend auf höchstem Niveau behandelt, wofür man früher aus dem Südburgenland nach Graz hätte fahren müssen. Das neue Angebot in Güssing ist ein Beispiel dafür, was ein Begriff wie Offensivstrategie tatsächlich für die Bevölkerung bedeutet. Uns geht es darum, Spitzenmedizin in Wohnortnähe auszubauen. Die bariatrische Ambulanz wird dabei helfen, betroffenen Burgenländerinnen und Burgenländern mehr gesunde Jahre zu ermöglichen.“

Univ.-Prof. Dr. Stephan Kriwanek, ärztlicher Geschäftsführer der Gesundheit Burgenland: „Der individuelle Leidensdruck von Menschen mit krankhaftem Übergewicht ist teils enorm. Morbide Adipositas birgt zudem zahlreiche unterschätzte Gefahren. Das Spektrum an Folge- und Begleiterkrankungen ist umfassend. Komplikationen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Nierenversagen sind nicht selten. Sowohl Diagnose wie auch passgenaue Therapieprogramme zu finden, ist diffizil. Expertinnen und Experten aus den Bereichen Chirurgie, Innere Medizin, Diätologie und Psychologie sind gemeinsam gefordert. In der neuen Ambulanz wird deshalb jeder Fall einem fachübergreifendem Experten-Board vorgestellt.“

Mag. Franz Öller, MBA, MPH, kaufmännischer Geschäftsführer der Gesundheit Burgenland: „Als öffentlicher Gesundheitsdienstleister sehen wir uns auch als bestmöglicher Vernetzer von Spitalsdienstleistungen und dem niedergelassenen Bereich an. Bei Adipositas-Betroffenen hierzulande brauchen wir eine niederschwellige Anlaufstelle für Fragen rund um diese Erkrankung. Handlungsbedarf ist gegeben. Zusätzlich zur persönlichen Belastung durch die Krankheit verursacht der Trend zum Übergewicht öffentliche Ausgaben für Behandlungen von Folgeerkrankungen ebenso wie Folgekosten für Sozialsystem und Wirtschaftsleben.“

Hintergrund: Fakten zu Adipositas 

  • Knapp 35 Prozent der Menschen über 15 Jahre sind in Österreich laut Angaben der Statistik Austria übergewichtig (BMI ≥ 25 kg/m2). Rund 17 Prozent leiden an Adipositas (BMI ≥ 30 kg/ m2). (Quelle: IHS)
  • Laut einer IHS-Studie (2019) sind über acht Prozent aller Todesfälle in Österreich (unter 85 Jahre) in Österreich auf Adipositas zurückzuführen. Die Tendenz steigt. (Quelle: IHS)
  • Menschen, die mit 45 Jahren mit Hochrisiko-Adipositas leben, verlieren knapp fünf Lebensjahre bzw. sogar knapp zehn gesunde Lebensjahre. (Quelle: IHS)
  • Rund fünf Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben in Österreich sowie etwa eine halbe Million Krankenhaustage sind auf Folgeerkrankungen von Adipositas zurückzuführen. (Quelle: IHS)
  • Im Burgenland gibt es im Bundesländer-Vergleich die höchste Adipositasprävalenz. Sie beträgt 21,7 Prozent. Der BMI (Body Mass Index) wird aus Körpergröße und -gewicht berechnet. Bei einem BMI zwischen 18,5 und 24,9 spricht man von Normalgewicht, zwischen 25 und 29,9 von Übergewicht und ab 30 von Adipositas. (Quelle: Statistik Austria/2019)