„Das Land Burgenland steigt als strategischer Partner in eine Tochtergesellschaft der Burgenland Energie ein. Diese Projektgesellschaft wird den österreichweit größten Ausbau im Wind- und Photovoltaik-Bereich im Umfang von rund 2.000 Megawatt umsetzen. Die Erträge aus diesem Ausbau werden zur Finanzierung der Klinik Gols verwendet werden“, gab Landeshauptmann Hans Peter Doskozil heute gemeinsam mit Franz Öller, Geschäftsführer der Gesundheit Burgenland, und Stephan Sharma, Vorstandsvorsitzender der Burgenland Energie, bekannt.
„Zugang zu Energie ist die Basis für unser Leben, unsere Wirtschaft und für unseren Wohlstand. Strom-Black-Outs oder den Ausfall der Wärmeversorgung wollen wir uns auch in Zukunft nicht vorstellen. Aus der historischen Energiekrise, verbunden mit der Unsicherheit über die Energieversorgung und über die Preise, müssen und wollen wir uns lösen. Deswegen ist es für das Burgenland ganz wichtig festzuhalten, dass Energiesicherheit nicht in der Hand privater Unternehmen liegt, sondern in der Hand des Landesenergieversorgers. Energiesicherheit ist ein Landesthema“, stellten Doskozil und Sharma fest.
„Daher ist es unsere Aufgabe und Verantwortung, sowohl als Burgenland Energie als auch als Land Burgenland, nicht nur darüber zu reden oder mit Ängsten zu spielen, sondern zu handeln und konkrete Maßnahmen zu setzen. Gemeinsam haben wir ein Ziel: Das Burgenland bis 2030 energieunabhängig und preisunabhängig von den Energiemärkten zu machen“, betonte Stephan Sharma.
Gleichzeitig stellt das Burgenland sicher, dass die Erfolge des Energieausbaus und der Umstellung auf erneuerbare Energien allen im Burgenland zugutekommen: „So wie die Energieversorgung eine Landesaufgabe ist, so versteht das Burgenland auch die Frage der Gesundheitsversorgung als Landesaufgabe“, sagte der Landeshauptmann.
Burgenländische Wind- und PV-Projekte wecken großes europäisches Interesse
„Burgenland Energie hat in den letzten beiden Jahren österreichweit die größte Projektpipeline im Wind- und PV-Bereich im Umfang von rund 2.000 Megawatt aufgebaut. Eine derartige Größenordnung für Wind und PV hat es bisher in Österreich noch nicht gegeben. Dieses einzigartige Portfolio ist die Basis für die Erreichung unseres Energieunabhängigkeits-Ziels im Burgenland“, berichtet der Vorstandsvorsitzende. Alle Projekte befinden sich im Burgenland. Einige dieser Projekte sind bereits im Betrieb, wie beispielsweise Schattendorf (PV), Nickelsdorf Nord und Nickelsdorf Süd (PV), weitere Projekte sind bereits im Bau, wie Tadten-Wallern (PV) – das größte europäische Agri-PV-Projekt -, Güssing (PV), Deutschkreutz (PV), Pama (PV) und das österreichweit mit Abstand größte Windprojekt Neusiedl-Weiden.
„Das Interesse an der Zusammenarbeit und Finanzierung dieses österreichweit einzigartigen erneuerbaren Energieportfolios ist europaweit sehr groß. Die Europäische Investitionsbank plant, die Hälfte der Investitionen bereitzustellen und sieht diese Projekte im europäischen Maßstab als Leuchtturmprojekte für die Energiewende in Europa. Zusätzlich ist geplant, dass die Investitionen von den größten österreichischen Banken – Raiffeisen Bank International, Erste Bank und UniCredit – kommen sowie von einer der größten europäischen Banken, der Landesbank Baden-Württemberg, und einem österreichisch-europäischen Versicherungskonsortium“, erklärte Stephan Sharma. Das zeigt, welche Anerkennung das Burgenland auch im europäischen Maßstab genießt und welche Kompetenz und welches Knowhow im Burgenland im Bereich erneuerbare Energie vorhanden ist, denn die Finanzierung ist als Projektfinanzierung strukturiert – das heißt, die Banken nehmen das Risiko ohne Rückgriff auf die Eigentümer. Das unterstreicht das Vertrauen der Banken und die Sicherheit der Projekte. Das Land Burgenland und Burgenland Energie werden daher keine neuen Darlehen aufnehmen müssen.
„Alle österreichischen Großbanken und die Europäische Investitionsbank ziehen an einem Strang, um die Energiewende zu schaffen. Das hat es bisher in dieser Form noch nicht gegeben. Und es zeigt damit den Maßstab des Projekts“, unterstrich Doskozil. Die Investitionsmöglichkeiten, die sich durch erneuerbare Energien bieten, werden auch vom Land Burgenland als Mehrheitseigentümer der neuen Projektgesellschaft genutzt. „Die Erträge, die aus diesen Projekten fließen werden, werden vonseiten des Landes voll zur Errichtung des Krankenhauses Gols eingesetzt. Denn eines ist mir besonders wichtig: Als Gesellschaft haben vom wirtschaftlichen Erfolg vor allem die zu profitieren, die unsere Unterstützung brauchen. Wenn wir wirtschaftlich erfolgreich sind, dann müssen Menschen, die eine hochwertige Krankenversorgung und ein Krankenhaus brauchen, die großen Gewinner sein“, betonte der Landeshauptmann. Es sei schon in Oberwart gelungen, eine Klinik zu errichten, die ab dem Tag der Eröffnung abbezahlt ist – „durch den Rückgriff auf Erträge aus sauberer Energie werden wir es auch bei der neuen Klinik in Gols schaffen, ein Spital ohne Neuverschuldung oder Kredit- und Leasing-Varianten zu finanzieren“, legte sich Doskozil fest.
Klinik Gols hebt Gesundheitsversorgung im Nordburgenland auf neues Niveau
„Die Klinik Gols wird die Gesundheitsversorgung im Nordburgenland auf ein neues Niveau heben“, sagte Franz Öller, kaufmännischer Geschäftsführer der Gesundheit Burgenland: „Angesichts der Preisentwicklungen auf dem Bausektor ist es sehr sinnvoll, wenn der Eigentümer sich über innovative Modelle der Finanzierung Gedanken macht, um weniger anhängig von Kapitalmärkten zu sein.“ Eine seriöse Kostenschätzung sei erst möglich, wenn die Zielplanung abgeschlossen und ein Generalplaner-Konzept ausgewählt wurde.
Öller weiter: „Der zweistufige Architektur-Wettbewerb mit der Präqualifikation im Sommer und der Auswahl des Generalplaners ab Herbst befindet sich in Vorbereitung, das Projektteam – unter der Leitung von Christian Hofstädter aus dem bewährten Oberwarter Bauteam – schreibt derzeit die rechtlichen Dienstleistungen für den Wettbewerb aus.“
Auch die Zielplanung ist im Abschluss. Darin werden alle künftigen Funktionen der Klinik sowie die dafür benötigten Räume final festgelegt. Die Klinik Gols wird als Standard-Krankenanstalt geplant. Das Angebot der derzeitigen Klinik Kittsee wird übersiedelt und weiterentwickelt. Grundsätzlich wird mit der Klinik Gols die burgenländische Offensivstrategie in der Gesundheitsversorgung entscheidend weiter vorangebracht. Ziele sind: Reduktion der Wartezeiten für burgenländische Patientinnen und Patienten, neue Angebote in Wohnortnähe, für die sie bisher nach Wien oder Niederösterreich ausweichen mussten – vor allem in den Bereichen Chirurgie, Orthopädie und Traumatologie sowie Urologie, in denen der Bedarf stetig steigt. Aus heutiger Sicht sind folgende Abteilungen und Funktionen geplant: Innere Medizin, Orthopädie und Traumatologie, Anästhesie und Intensivmedizin, Urologie, Chirurgie und Radiologie.
Rund um die neue Klinik entsteht ein Gesundheitscampus
Franz Öller, kaufmännischer Geschäftsführer der Gesundheit Burgenland: „Für die Standortwahl wesentlich war, dass die Klinik Gols von jedem Ort im Bezirk in maximal dreißig Minuten zu erreichen ist. Die Klinik Gols soll daher Teil eines neuen Gesundheitscampus für den gesamten Bezirk und darüber hinaus werden, mit einer Reihe von neuen, innovativen Verbesserungen der regionalen Versorgung.“ Am Standort sollen ein der Klinik vorgelagertes Ambulatorium (unter anderem für Facharztstellen in Kinder und Jugendheilkunde), ein Betriebskindergarten sowie Dienstwohnungen entstehen. Die Gesundheit Burgenland betrachtet dabei auch die Standortentwicklung der aktuellen Klinik Kittsee integrativ mit dem Projekt Gesundheitscampus mit. Insbesondere der Bereich Altersmedizin wird hierbei eine Rolle haben.
Geschäftsführer Öller zu einem im Vorfeld oft diskutierten Thema: „Selbstverständlich wird auch die Energieversorgung der Klinik Gols selbst besonderes Augenmerk erhalten – die Stichworte sind: Photovoltaik, erneuerbare Wärmeversorgung und anderes. Wir werden auch sehr auf eine nachhaltige Bauweise, auf die Naturverträglichkeit der künftigen Klinik achten – auch hier werden konkrete Maßnahmen im Ergebnis des Architekturwettbewerbs und der Planungsphase feststehen.“
Ab September Angebot an alle Gemeinden im Burgenland zur Energieunabhängigkeit
„Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien sichern wir die Energieversorgung für das Burgenland für unsere Generation und die kommenden Generationen und machen uns vom Ausland energieunabhängig und preisunabhängig. Die Preisunabhängigkeit schaffen wir dadurch, dass diese Projekte immer Teil einer erneuerbaren Energiegemeinschaft sein werden und die Menschen immer direkt in den Gemeinden vom produzierten Wind- und Sonnenstrom profitieren. Hier wird es im September ein ganz konkretes Angebot für jede Gemeinde geben, sich energieunabhängig zu machen und damit jedem Gemeindebürger Sicherheit und Preissicherheit bei der Stromversorgung und bei der Wärmeversorgung zu bieten“, erklärte Doskozil abschließend.