Das Land Burgenland setzt einen weiteren entscheidenden Schritt zur personellen Absicherung der Gesundheitsversorgung im Burgenland, wie Landeshauptmann Hans Peter Doskozil bei einer Pressekonferenz gemeinsam mit Robert Wagner, dem Direktor für wissenschaftliche Koordination und Management der Danube Private University (DPU), heute bekannt gab. „Wir werden mit der DPU ab Herbst 2022 bis 2027 jährlich 55 kostenlose Studienplätze für angehende Ärztinnen und Ärzte finanzieren, die sich dazu verpflichten, nach ihrer Ausbildung mindestens fünf Jahre lang im Burgenland im niedergelassenen Bereich oder in einem burgenländischen Spital zu arbeiten. Die bestehenden Stipendiatinnen und Stipendiaten eingerechnet, bilden wir bis 2027 rund 350 Ärztinnen und Ärzte aus und durchbrechen damit den Stillstand, den die Bundesregierung beim Ärztemangel zu verantworten hat“, so Doskozil. In weiterer Folge soll am Campus der Fachhochschule Pinkafeld ein zweiter Standort der DPU entstehen. Damit gleicht das Land den für die nächsten zehn Jahre prognostizierten Bedarf an Medizinerinnen und Medizinern aus – und schlägt zudem erstmals die Richtung einer eigenständigen Medizinerinnen- bzw. Mediziner-Ausbildung ein.
Die Corona-Pandemie zeigt deutlich, wie wichtig ein funktionsfähiges und zuverlässiges öffentliches Gesundheitssystem für die Gesellschaft ist. Um eine leistungsstarke und wohnortnahe Versorgung zu gewährleisten, investiert das Land Burgenland massiv in Spitäler und in Fachleute. Damit soll dem Ziel der Landesregierung Rechnung getragen werden, für alle Burgenländerinnen und Burgenländer, unabhängig vom individuellen Vermögen, medizinische Versorgung und Betreuung in hoher Qualität sicherzustellen. Dazu gehören auch Investitionen in die Qualifizierung von Personal.
Seit 2019 bietet das Land Burgenland burgenländischen Medizinstudentinnen und -studenten jährlich je sechs kostenlose Studienplätze an der Danube Private University (DPU) in Krems an, wenn sie sich dazu verpflichten, nach ihrer Ausbildung den Arztberuf mindestens 60 Monate lang entweder als Ärztin bzw. Arzt für Allgemeinmedizin oder Fachärztin bzw. -arzt mit Kassenvertrag im Land oder in einer der burgenländischen Krankenanstalten tätig zu werden. 18 angehende Medizinerinnen und Mediziner sind im Rahmen dieses Modells bereits in Ausbildung, zwölf weitere ohne Stipendium.
Zusätzliche 55 Landesstipendien jährlich sollen Personalbedarf bis 2027 decken
Angesichts des steigenden Bedarfs und der Untätigkeit der zuständigen Bundesregierung, stockt das Land die Studienplätze an der DPU nun massiv auf. Ab September stellt das Land Burgenland jährlich 55 kostenlose Stipendien zur Verfügung, zusätzlich erhalten die zwölf derzeit auf eigene Kosten studierenden Burgenländerinnen und Burgenländer ebenfalls die Möglichkeit, das Angebot des Landes anzunehmen. So können in den nächsten sechs Jahren bis zu 360 Ärztinnen und Ärzte ausgebildet werden. Voraussetzung für den Erhalt des Stipendiums ist die Verpflichtung der Stipendiatinnen und Stipendiaten, nach Abschluss ihrer universitären sowie ärztlichen Ausbildung, fünf Jahre lang im Burgenland tätig zu sein. Dies vermag den für die nächsten zehn Jahre errechneten Mangel abzudecken. Die Kosten des Modells werden sich, im Vollausbau, auf ca. 5,5 Millionen Euro jährlich belaufen. „Wir stellen damit die Weichen für eine eigenständige Mediziner-Ausbildung im Burgenland für das Burgenland“, so Doskozil.
Robert Wagner, der Direktor für wissenschaftliche Koordination und Management der DPU, verzeichnet 60 bis 90 Interessenten für die Stipendien. Die besten und geeignetsten unter ihnen werden in einem mehrstufigen Auswahlverfahren eruiert, wobei mitunter auf die Verwurzelung in den burgenländischen Regionen und die Pläne der Bewerberinnen und Bewerber über ihren mittelfristigen Verbleib im Burgenland Bedacht genommen wird.
DPU-Standorterweiterung in Prüfung
Mittelfristig ist auch eine Erweiterung des Standortes der DPU nach Pinkafeld angedacht, wo die Ausbildungsschiene zusätzlich zum bestehen Portfolio angeboten werden soll. Studierende, die in Krems beginnen, können dann nach Pinkafeld wechseln. Derzeit wird die Infrastruktur für dieses Projekt geprüft. Der neue, zusätzliche Standort der DPU könnte in den derzeit in Ausbauplanung befindlichen Campus der Fachhochschule Pinkafeld integriert werden, sodass für die Bautätigkeiten kein finanzieller Mehraufwand nötig wird. Damit wäre die Universität im örtlichen Umfeld des Krankenhauses Oberwart angesiedelt, das gerade neu entsteht.
Doskozil vermisst in Sachen Ärztemangel das Tätigwerden der Bundesregierung. Der Bund solle endlich dafür sorgen, dass die auf Kosten der öffentlichen Hand in Österreich ausgebildeten Jung-Medizinerinnen und -Mediziner auch für eine gewisse Zeit in Österreich praktizieren. „Wenn der österreichische Steuerzahler die Ausbildung an öffentlichen Universitäten mitfinanziert, dann sollten ihm auch entsprechend qualifizierte Kräfte zur Verfügung stehen“, so Doskozil unter Verweis auf den Bund, der das Thema schleifen lasse.
Rekordinvestition in Gesundheit
Das Land Burgenland selbst hat rechtzeitig reagiert und investiert mit knapp 180 Millionen Euro heuer mehr als je zuvor in die Gesundheitsversorgung. Weitere 50 Millionen Euro werden zusätzlich für die nächsten Bauabschnitte des Krankenhauses in Oberwart aufgewendet. Konkret fließen die Mittel in die qualitative und bedarfsgerechte Erweiterung des medizinischen Leistungsangebots und die entsprechende Ausstattung der Krankenhausstandorte, in die wohnortnahe und flächendeckende medizinische Versorgung per Standortgarantie für fünf burgenländische Spitaler und Unterstützungsleistungen für den niedergelassenen Bereich sowie in eine zukunftsorientierte Qualifizierung von Personal.
Zukunftsorientierte Maßnahmenpaket
Angesichts des drohenden Personalmangels hat das Land Burgenland vorausschauend gehandelt, ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Sicherung der ärztlichen Versorgung geschnürt und dieses bereits in Umsetzung gebracht:
· Dabei werden Ärztinnen und Ärzte bei der Gründung oder Übernahme von Ordinationen finanziell unterstützt. Neben Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmedizinern stehen auch für Fachärztinnen und Fachärzte Förderungen bereit.
· Darüber hinaus fördert das Land Medizinstudierende sowie Turnusärztinnen und -ärzte, die sich dazu bereit erklären, nach der allgemeinmedizinischen Ausbildung für mindestens fünf Jahre eine Kassenvertragsstelle im Burgenland zu besetzen bis zu vier Jahre lang.
· Kostenlose Vorbereitungskurse zum Uni-Aufnahmetest für angehende Medizinstudierende und im Bereich der Hebammen-Ausbildung runden das Förderpaket für medizinisches Personal ab.
Mag. Hubert Eisl, MBA, Geschäftsführer der Burgenländischen Krankenanstalten-Ges.m.b.H. (KRAGES), begrüßt die Initiative des Landes Burgenland, die Zahl der vom Land finanzierten und für Studierende kostenlosen Medizin-Studienplätze deutlich zu erweitern und einen Medizin-Ausbildungsstandort der Danube Private University (DPU) im Burgenland zu schaffen: „Seitens der KRAGES unterstützen wir diese Initiative voll und ganz. Die Ärztinnen und Ärzte, die hier studieren werden in sechs Jahren in den burgenländischen Spitälern zu arbeiten beginnen. Wir suchen bereits jetzt sowohl Ausbildungsärzte wie auch Fachärzte. Ein Schritt, wie ihn jetzt Landeshauptmann Hans Peter Doskozil mit seiner Initiative setzt, hilft immens, die Zukunft der Spitalsversorgung im Burgenland nachhaltig abzusichern. Es wäre aus burgenländischer Sicht darüber hinaus wünschenswert, wenn auch die öffentlichen Medizinuniversitäten die Zahl der Studienplätze erhöhen würden und auf Bundesebene Maßnahmen getroffen würden, damit ein geringerer Prozentsatz der fertig ausgebildeten Ärztinnen und Ärzte ins Ausland abwandert, nachdem ihre Ausbildung von der öffentlichen Hand finanziert worden ist.“
Robert Maurer, Direktor des größten burgenländischen Spitals, des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt, sagt: „Wir begrüßen die Initiative des Landes Burgenland sehr, Studienplätze für angehende Medizinerinnen und Mediziner auch finanziell zu unterstützen. Gerade wir als Ausbildungs- und Lehrkrankenhaus haben großes Interesse daran, die von uns ausgebildeten Fachkräfte im Land zu halten. Die Maßnahme wird jetzt zum richtigen Zeitpunkt gesetzt, um auch die kommende Pensionswelle in der Ärzteschaft durch mehr Studierende abzufedern. Nur gemeinsam können wir die Ärztinnen und Ärzte von morgen für eine Arbeit bei uns begeistern, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten und das Burgenland setzt damit ein klares Zeichen.“
Foto: Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, Gesundheitsreferent in der Burgenländischen Landesregierung (r), präsentiert gemeinsam mit Robert Wagner, MA, dem Direktor für wissenschaftliche Koordination und Management der DPU (l), die Ausbildungsoffensive.