"Die Teilnahme am Früherkennungs-Programm kann Leben retten"

OA Dr. Stefan Uranitsch im "Mein Burgenland"-Interview über Fortschritte in der Brustkrebsforschung, Mythen und die Rolle der Selbstuntersuchung.

Seit Anfang September 2024 leitet OA Dr. Stefan Uranitsch die Brustgesundheit Burgenland in der Klinik Güssing. Anlässlich des Brustkrebsmonats Oktober bat ihn "Mein Burgenland" zum Interview

Welche Vorsorgeuntersuchungen bieten Sie an und wie oft sollten diese durchgeführt werden?
Vorsorgeuntersuchungen werden bei den niedergelassenen Radiologinnen und Radiologen im Brustkrebs-Früherkennungsprogramm (BKFP) durchgeführt. Alle Frauen können dieses Programm im Alter zwischen 45 und 74 Jahren nutzen. Bereits ab dem Alter von 40 Jahren ist eine freiwillige Teilnahme möglich. Auf Wunsch ist auch die Verlängerung über das 74. Lebensjahr hinaus möglich. Empfohlen ist die Mammographie bei negativer Familienanamnese alle zwei Jahre. Bei der Brustgesundheit Burgenland in der Klinik Güssing werden auffällige Befunde weiter abgeklärt und die notwendigen Therapien eingeleitet.

Warum ist die Früherkennung von Brustkrebs so entscheidend für die Behandlung und wie hoch ist die Erfolgsquote der Behandlung, wenn Brustkrebs frühzeitig erkannt wird?
Je früher desto besser, dies gilt für jede Art von Krebs. Beim Brustkrebs haben wir den großen Vorteil einer sehr guten Screening-Methode, die auch schon kleine Tumoren in der Bildgebung erkennen kann. Je früher der Tumor erkannt wird, desto größer ist die Chance einer brusterhaltenden Therapie.

Welche Rolle spielt die Selbstuntersuchung der Brust und wie oft sollte sie durchgeführt werden?
Der Großteil der Brusttumoren wird durch die Patientin selbst getastet. Die Selbstuntersuchung sollte bestenfalls einmal im Monat, bei prämenopausalen Frauen nach der Menstruationsblutung, durchgeführt werden.

Gibt es Mythen über Brustkrebs, die Sie häufig hören und die Sie aufklären wollen?
Gelegentlich gibt es Frauen, die der Meinung sind, dass Brustkrebs Generationen regelmäßig überspringt und daher in ihrer Generation nicht vorkommen kann, da ja die Großmutter erkrankt war. Auch, dass Brustkrebs aufgrund eines Traumas an der Brust entstehen kann, ist eine Mär. Brustkrebs kann jede Generation einer Familie betreffen. Ein Brustkrebs entsteht durch Entartung auf DNA-Ebene und weiterer Teilung einer Zelle. Die „Krebszelle“ teilt sich weiter und stirbt nicht ab, wie es sonst mit schadhaften Zellen passiert.

Wie bewerten Sie den Fortschritt in der Brustkrebsforschung und dessen Einfluss auf die Vorsorgeprogramme?
Durch den Einsatz der KI in der Bildgebung konnten bereits deutliche Benefits gezeigt werden. Durch die Weiterentwicklung der Chemotherapeutika sowie durch den Einsatz neuer Substanzklassen, wie z.B. CDK4/6-Inhibitoren, konnte das Überleben auch im metastasierten Setting verlängert werden. Die Teilnahme am Früherkennungsprogramm kann Leben retten und ist daher dringend zu empfehlen. Jede achte Frau in Österreich erkrankt an Brustkrebs. Statistisch gesehen werden bei 1000 Mammographien 30 auffällige Befunde gefunden, welche weiter abgeklärt gehören. Davon werden sechs mit der Diagnose Brustkrebs konfrontiert. Die Teilnahme am Vorsorgeprogramm ist daher jeder Frau dringend anzuraten.