Vom Kinderwunsch zum Wunschkind

Dr. Kazem Nouri, Leiter des Institut Kinderwunsch Burgenland in der Klinik Oberpullendorf, sprach in der Radio Burgenland-Sprechstunde mit ORF-Moderatorin Nicole Aigner über die Arbeit, Ziele und Visionen des IVF-Instituts. 

Die Reproduktionsmedizin ist mit 46 Jahren ein vergleichsweise junges Fachgebiet der Medizin. Dr. Kazem Nouri, ein international anerkannter Experte auf diesem Gebiet, leitet gemeinsam mit OA Dr. Peter Bauer seit Juli 2023 das IVF-Institut Kinderwunsch Burgenland. Neben seiner Tätigkeit an der Klinik Oberpullendorf ist er auch als Ass. Professor an der Medizinischen Universität Wien aktiv und der Präsident der österreichischen Gesellschaft für Sterilität, Fertilität und Endokrinologie.

„Die Jugend ist unsere Zukunft. Deshalb müssen wir unser Wissen weitergeben“, erklärt Dr. Nouri. Er engagiert sich in der Lehre, betreut Diplomarbeiten und bietet das sehr gut besuchte Wahlfach „Reproduktionsmedizin im 21. Jahrhundert“ an. Ein Ziel ist es, junge Ärztinnen und Ärzte für diesen Bereich zu begeistern. Er hofft die Jugend für das Burgenland gewinnen zu können, indem ihnen die Besonderheiten der Reproduktionsmedizin in einem Krankenhaus-Setting nahegebracht werden. Zusätzlich sollen spezielle Kurse für interessierte Kolleginnen und Kollegen in der Klinik Oberpullendorf die Attraktivität des Standorts steigern.

Die Vorteile der Klinik Oberpullendorf

Ein zentraler Vorteil der Klinik Oberpullendorf im Vergleich zu privaten Instituten ist die Anbindung an ein Krankenhaus. „Reproduktionsmedizin umfasst nicht nur IVF-/ICSI-Therapien, sondern auch Bereiche wie die Fertilitätschirurgie“, erklärt Dr. Nouri. Diese könne nur in einem Krankenhaus-Setting angeboten werden.

Beispiele dafür sind:

  • Entfernung von Myomen oder Polypen durch operative Hysteroskopie, um die Einnistung des Embryos zu erleichtern.
  • Behandlung von Endometriose mittels Bauchspiegelung.
  • Tuben-Chirurgie

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe leisten eine hervorragende Arbeit auf diesem Gebiet.

Kryokonservierung und Onkofertilität

Ein weiterer Schwerpunkt des Instituts ist die Kryokonservierung von Eizellen, Spermien und Embryonen. Im Jahr 2023 wurde das Projekt „Onkofertilät“ gestartet, das jungen Krebspatientinnen hilft, ihre Fruchtbarkeit zu erhalten. Vor Beginn einer Chemo- oder Strahlentherapie werden Eizellen entnommen und eingefroren, um sie später bei bestehendem Kinderwunsch nutzen zu können.

Steigender Bedarf an Kinderwunschtherapien

Die Fertilität nimmt weltweit ab, was auf zwei Hauptursachen zurückzuführen ist:

1. Das steigende Alter der Erstgebärenden, das heute bei durchschnittlich 31 Jahren liegt.

2. Die abnehmende Quantität und Qualität der Spermien, bedingt durch Stress, Rauchen, Alkohol und ungesunden Lebensstil.

„Ungewollte Kinderlosigkeit ist weltweit auf dem Vormarsch, und damit steigt auch die Nachfrage nach ART (Assistierte Reproduktionstechniken) “, so Dr. Nouri.

Wann sollte man sich Hilfe holen?

Laut IVF-Gesellschaften wird empfohlen, nach einem Jahr mit ungeschützten Geschlechtsverkehr ohne erfolgreiche Schwangerschaft ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Bei Frauen ab 35 Jahren rät Dr. Nouri, früher aktiv zu werden, da der IVF-Fonds die Kosten nur bei Frauen unter 40 Jahren übernimmt. Jüngere Frauen können sich hingegen mehr Zeit lassen, bevor sie eine Abklärung und Therapie beginnen.

Fruchtbarkeit schützen und vorbeugen

Frühzeitig auf einen gesunden Lebensstil zu achten, ist entscheidend für die Fruchtbarkeit. Faktoren wie Rauchen, Übergewicht und übermäßiger Alkoholkonsum beeinträchtigen die Fertilität erheblich. „Sport und ein bewusster Lebensstil erhöhen die Chancen auf eine natürliche Schwangerschaft“, betont Dr. Nouri.

Psychologische Unterstützung und Atmosphäre

Kinderwunschtherapien sind oft emotional belastend. Studien zeigen, dass Kinderwunschpatientinnen ein ähnlich hohes Stresslevel wie Krebspatientinnen haben. „Unser Team setzt alles daran, Paare während ihrer „Reise“ bestmöglich zu begleiten“, so Dr. Nouri. Dazu gehören eine angenehme Atmosphäre und professionelle psychologische Betreuung, die Vorort angeboten wird und vom IVF-Fonds unterstützt wird.

Erfolge und Ziele

„Jedes gesunde Baby, das durch unsere Hilfe geboren wird, ist ein Erfolg“, sagt Dr. Nouri. Er betont jedoch, dass ehrliche Aufklärung über die Chancen wichtig ist, um unrealistische Erwartungen zu vermeiden. „Es ist ein Marathon, kein Sprint“, fasst er zusammen.

Das Team des Kinderwunsch Burgenland verfolgt ambitionierte Pläne. Neben der Behandlung von Patienten aus dem In- und Ausland soll der Fokus auf Onkofertilität weiter ausgebaut werden. „Wir möchten Paaren helfen, ihren Kinderwunsch zu erfüllen, und ihnen auf diesem Weg die bestmögliche Unterstützung bieten“, schließt Dr. Nouri. Unser Erfolgsrezept ist unser gesamtes Team: Sekretärinnen, Schwestern, Ärzte und das Herzstück eines IVF-Instituts – nämlich das Labor-Team –, das mit Herz dabei ist. Die Vortherapie vor einer ART und die Geburt können in unserer Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe in der Klinik Oberpullendorf erfolgen. Wie man so schön sagt: alles aus einer Hand und alles mit Herz!

Das gesamte Interview können Sie hier nachhören!