Bei der Demenz gebe es ungefähr 50 verschiedene Arten, eine davon rückte durch die Erkrankung des bekannten Schauspielers Bruce Willis am Anfang dieses Jahres verstärkt in die Öffentlichkeit. Primarius Dr. Marc Rus erklärt: „Der Schauspieler leidet an der sogenannten frontotemporalen Demenz. Diese Form kann schon früh, also ab dem 50. oder 60. Lebensjahr, beginnen. Außerdem geht diese Art der Demenz mit dem Verlust von Sprache einher.“
Große Herausforderung auch für die Angehörigen
Demenzerkrankungen stellen nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für deren Familie eine riesige Veränderung dar. „Man ist plötzlich mit einem Menschen konfrontiert, den man vermeintlich nicht mehr kennt. Die Betroffenen verhalten sich komplett anders und können viele Dinge auf einmal nicht mehr selber machen. Der Einfluss einer solchen Erkrankung auf die Familie ist riesengroß“, so Primarius Dr. Marc Rus, Leiter der Neurologie an der Klinik Oberwart. In Österreich seien zurzeit ungefähr 100.000 Menschen an einer Demenz erkrankt. „Die häufigste Form ist die Alzheimer-Demenz. Daneben gibt es noch die vaskuläre Demenz und viele spezielle Formen wie die frontotemporale oder die Lewy-Körper-Demenz“, so der Neurologe.
Neue Medikamente als Hoffnung
Zur Heilung von Demenz gebe es aufgrund neuer Medikamente und Therapien Hoffnung. „Im vergangenen Jahr wurde in den USA eine völlig neue Medikamentengruppe zugelassen, die die Ursache der Demenz verhindern sollen. Die Ursache sind bestimmte Eiweißkörper, die sich im Hirn ablagern. Diese Therapien sind aber noch sehr jung, experimentell und haben noch eine Reihe an Nebenwirkungen“, so Primarius Dr. Rus.
Demenzerkrankungen gehen bei den Betroffenen oft mit depressiven Gedanken einher, diese sind meist medikamentös gut behandelbar. „Wir haben auch Medikamente für die antidementive Therapie, die bei manchen Betroffenen eine zufriedenstellende Wirkung haben, aber sicherlich keine heilende Wirkung. Bei vielen Betroffenen zeigen diese Medikamente keine Wirkung“, so der Leiter der Neurologie an der Klinik Oberwart. Bei der vaskulären Demenz könne man die Faktoren, die die Demenz voranschreiten lassen, wie hoher Blutdruck oder hohes Cholesterin, gut behandeln. Neben Medikamenten gebe es auch pflanzliche Wirkstoffe wie etwa Ginko. „Ginko spielt schon eine Bedeutung bei der Behandlung der Demenz da es gut vertragen wird und wenige Nebenwirkungen hat. Bei den neueren Therapien hoffe ich sehr auf einen Durchbruch bei der Behandlung der Demenz“, so Primarius Dr. Marc Rus. Erste Behandlungen mit den neuen Medikamenten in Europa und Österreich seien vielleicht schon 2024 möglich.
Maßnahmen in früher Phase von Demenz wichtig
Primarius Rus rät dazu, früh genug Begleitmaßnahmen bei Demenzerkrankungen zu setzten. „Gerade in der frühen Phase ist es wichtig, mit physio- und ergotherapeutischen Maßnahmen und Gedächtnistraining dem kognitiven Abbau etwas entgegenzusetzen. Oft können dadurch die Betroffenen länger im Leben bleiben. Auch Musik- oder Tiertherapie können helfen, die Last für die Angehörigen zu minimieren“, erläutert der Neurologe. Außerdem sei es sehr wichtig in den frühen Phasen der Demenz offen damit umzugehen und das Leben so weit wie möglich in den gewohnten Bahnen zu halten und dabei soziale Kontakte zu pflegen. „Das ist auch einer größten präventiven Faktoren. In späteren Phasen kann die Auseinandersetzung mit vielen Eindrücken und Personen auch zu einer Aggression oder Verschlechterung führen. Demenz sollte aber keineswegs versteckt werden, vor allem in der frühen Phase“, so der Primarius.
Sieben Punkte zur Vorbeugung
Bei der Vorbeugung von Demenz seien es vor allem sieben Dinge, auf die geachtet werden sollte: genug Bewegung, gut eingestellter Blutdruck und –zucker sowie Cholesterin, Übergewicht vermeiden, soziale Kontakte pflegen und Hörverlust möglichst rasch behandeln. „Gerade das schlechte Hören sollte rasch behandelt werden und Hörgeräte sollten eher früher besorgt werden. Hörbeeinträchtigte Personen haben eine 70 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit an einer Demenz zu erkranken als gut hörende“, so der Neurologe. Frühe Anzeichen gebe es einige für Demenz. „Wenn die Betroffenen immer wieder die gleichen Geschichten erzählen, wenn Gegenstände immer häufiger verlegt werden oder wenn in der Verhaltensweise Aggression oder auch depressive Gedanken vorkommen, kann das ein Hinweis für die Entwicklung einer Demenz sein“, so Primarius Rus. Bei diesen Anzeichen solle man ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. „Hausärzte sind hier die erste Anlaufstelle und in weiterer Folge wird der Facharzt die Behandlung übernehmen. Bei einer Demenz sollten stets alle betreuenden Personen auch miteingebunden werden“, erklärt der Neurologe abschließend.