Alkohol und Rauchen sind Gift für die Bauchspeicheldrüse

Primarius D. Wilhelm Wlassits von der Klinik Oberpullendorf
Primarius Dr. Wilhelm Wlassits, Leiter der Abteilung für Inneres in der Klinik Oberpullendorf sprach in der Radio Burgenland Sprechstunde zum Thema Bauchspeicheldrüse.

Bauchspeicheldrüsenkrebs ist nach dem Dickdarm- und Mastdarmkrebs in Österreich der zweithäufigste Krebs im Magen-Darm-Bereich. „Die Bauchspeicheldrüse ist ein Organ, das uns meist erst auffällt, wenn es Probleme macht“, weiß Primarius Dr. Wilhelm Wlassits Leiter der Abteilung für Inneres in der Klinik Oberpullendorf. Gewichtsverlust, Durchfälle oder Mangelerscheinungen können ein Indiz für ein Problem der Bauchspeicheldrüse sein. Auch Probleme beim Zuckerhaushalt – Stichwort Typ-1-Diabetes – können von der Bauchspeicheldrüse ausgehen.

Die Funktion der Bauchspeicheldrüse

Die Bauchspeicheldrüse ist ein rund zehn bis zwölf Zentimeter großes s-förmiges Organ, das hinter dem Magen im Oberbauch liegt. Sie hat zwei ganz wesentliche Funktionen: eine exokrine für die Verdauung und eine endokrine für die Blutzuckerregulation. Für die Verdauung bildet die Bauchspeicheldrüse Enzyme und eine Flüssigkeit, welche die Nahrungsbestandteile, die über die Speiseröhre und den Magen in den Zwölffingerdarm gelangen, aufgespalten. Danach können diese von den Darmzellen ins Blut aufgenommen werden. Zudem wird der saure Mageninhalt im Zwölffingerdarm neutralisiert.

Der endokrine Anteil der Bauchspeicheldrüse ist vor allem für die Blutzuckerregulation zuständig. Steigt mit der Verdauung der Zuckeranteil im Blut, werden die endokrinen Anteile der Bauchspeicheldrüse aktiv – Insulin wird ausgeschüttet und die Zuckermoleküle, die ins Blut kommen, können in die Körperzellen aufgenommen werden.

Akute und chronische Erkrankungen

„Alkohol, Rauchen und Übergewicht sind Einflussgrößen, die wir auch im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebserkrankungen kennen, sie sind aber auch der Hauptrisikofaktor für Bauchspeicheldrüsenerkrankungen“, betont der Experte. Und weiter: „Der häufigste Grund für akute Bauchspeichelerkrankungen ist, neben Gallensteinen, der Alkohol. Rauchen verschlechtert die Prognose zudem ganz erheblich.“

Die akute Entzündung ist gekennzeichnet durch plötzlich auftretende Oberbauchschmerzen, die gürtelförmig in den Rücken ausstrahlen, und mit Übelkeit und Erbrechen einhergehen. „Häufigste Ursache dafür ist eine Gallenkolik, der zweithäufigste Alkohol“, erklärt der Primar. Treten solche akuten Ereignisse immer wieder auf, führt dies zu einer krankhaften Vermehrung des Bindegewebes, so dass die beiden Hauptfunktionen nachhaltig gestört werden.

Eine chronische Erkrankung ist ein Risikofaktor für eine Krebserkrankung. Eine Krebserkrankung kann aber sehr wohl auch ohne vorherige chronische Erkrankung entstehen. „Man kann auch einen Bauchspeicheldrüsenkrebs bekommen ohne dass man ein Alkoholproblem hat“, betont der Experte. Die Behandlungsmöglichkeiten beim Pankreaskarzinom seien meist sehr belastend, die Prognose oft nicht sehr gut. Deshalb sei der Bauchspeicheldrüsenkrebs ein sehr gefürchteter Krebs. „Wenn man ihn sehr früh erkennt, kann man in der Therapie auch eine Heilung anstreben. Erkennt man ihn zu spät, ist eine Heilung nicht möglich. Dann geht es um die bestmögliche Lebensqualität und palliative Begleitung und Betreuung“, weiß der Mediziner.

„Oberbauchschmerzen, die in den Rücken ausstrahlen, mit vegetativer Begleitsymptomatik wie Übelkeit, Erbrechen, geblähter Bauch können natürlich unterschiedliche Ursachen haben. Eine davon ist die akute Bauchspeicheldüsenentzündung. Der häufigste Grund für die akute Bauchspeicheldüsenentzündung sind in unseren Breiten Gallensteine, die mit einer Kolik einhergehen. Der Grund: die ableitenden Gallenwege münden gemeinsam mit dem Bauchspeichelausführungsgang im Zwölffingerdarm und können den Ausgang verstopfen. „Dann kann man nicht nur eine Gelbsucht entwickeln, sondern auch eine Bauchspeicheldrüsenentzündung“, erklärt Primarius Dr. Wilhelm Wlassits. Auch Viruserkrankungen oder Medikamente (als Nebenwirkung) können diese Probleme auslösen. Zusätzlich gibt es sehr seltene familiäre Vorbelastungen.

Wie schnell erholt sich eine entzündete Bauchspeicheldrüse?

„Die meisten akuten Bauchspeicheldüsenentzündungen, vor allem, wenn sie nur einmalig vorkommen, verlaufen gutartig“, betont der Experte. Patient*innen werden üblicherweise stationär aufgenommen und bekommen eine Flüssigkeitsgabe, eine adäquate Schmerztherapie und – wenn nötig – ein Antibiotikatherapie. Wichtig sei der frühzeitige Kostaufbau. Darunter verstehe man, dass man sehr früh mit einer Schonkost begonnen wird. Der Vorteil: So könne man komplizierten Verläufen, etwa mit sekundären bakteriellen Infektionen oder Nekrosenbildungen vorbeugen. „In zehn bis 15 Prozent kann es auch zu einem komplizierten Verlauf kommen. Vor allem Selbstverdauung und Nekrosenbildung sind hier problematisch. In sehr seltenen Fällen können diese auch lebendbedrohlich sein und Patient*innen müssen auf die Intensivstation.“

Für gewöhnlich erholt sich die Bauchspeicheldrüse gut, vor allem, wenn eine Entzündung nur einmalig ist. Deshalb sei es wichtig, dass man Bauchspeicheldrüsenentzündungen auskuriere, so dass es zu keinen wiederkehrenden Entzündungen kommt. Ansonsten bestehe die Gefahr von Komplikationen (Zystenbildung, fibrotischer Umbau etc.) und folgendem Funktionsverlust.

Vorbeugen kann man Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse mithilfe eines gesunden Lebenswandels mit ausreichend Bewegung, Vermeidung von Übergewicht, nicht Rauchen, und möglichst wenig Alkoholkonsum.

Hier geht es zur Radio Burgenland Sprechstunde zum Nachhören.